Aargauerinnen und Aargauer auf dem Hippietrail

Von Patrick Zehnder, Co-Projektleiter und Autor

 

Auf unseren Aufruf in der Aargauer Zeitung vom 3. Juli 2019 haben sich rund 20 Personen gemeldet, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren auf dem «Hippietrail» unterwegs waren. Uns haben schöne Geschichten und tolle Bilder erreicht:

 

Geri Hirt aus Linn berichtet: «Mein Schulfreund Hubert Grob und ich sind 1968 mit dem ‘Döschwo’ nach Indien, Sri Lanka (damals Ceylon) und Nepal und wieder zurück in die Schweiz gereist. Wir waren damals zwar keine typischen Hippies und keine ’Gras’-Konsumenten, hatten jedoch zu gewissen Zeiten lange Haare und Bärte, die zu Teil die Jahrzehnte bis heute überstanden haben. Wir haben Hunderte von Fotos, die jedoch zuerst gesichtet werden müssten, da nicht jede Moschee und jede Marktszene, die wir damals fotografiert haben, heute noch etwas aussagen. Ich habe zudem Tagebuch geführt. Im Anhang sende ich ein paar Fotos.»

Hans Rudolf Lüscher aus Unterkulm erinnert sich: «Von Juli bis Dezember 1974 reisten meine Frau, Mariann und ich als frisch verheiratetes Paar nach Kathmandu und wieder zurück. Wir zählten uns allerdings nicht zu den Hippies, waren einfach neugierig auf diese Länder. Die meisten Europäer, die wie wir im Auto unterwegs waren, waren ‘normale’ Leute wie wir, die sich von den abgerissenen Gestalten distanzierten, denen wir hauptsächlich in den Städten begegneten oder auf den Konsulaten beim Einholen der Visumstempel. Wir schämten uns für die zerlumpten, bettelnden Europäer in Indien, die von den Einheimischen sehr verachtet wurden. Es war für die Inder unfassbar, dass es Europäer gab, die so tief gesunken waren. Im Anhang einige Bilder: Zwei Fahrzeuge auf der Strasse in Afghanistan, hinten unseres, ein abgeänderter Ford Transit. Ein Bild von mir, in der Wüste stehend, eines von meiner Frau vor dem goldenen Tempel in Amritsar und noch eines von ihr vor griechischen Ruinen in der Türkei.»

Hans Maag aus Lengnau meldet sich mit seinen Erinnerungen: «Habe mich nie zu den Hippies gezählt, aber jede Menge davon getroffen. Bin 1961 ohne Stelle nach Teheran geflogen, Stelle gefunden und vier Jahre dort gearbeitet. Nach zwei Jahren, 1963 in Teheran die Fahrprüfung gemacht und nach den ersten ‘Heimatferien’ mit meinem VW 1961, in Zürich gekauft zurück nach Teheran gefahren. 1965 von Teheran via Afghanistan – Pakistan – Kashmir – Dehli – Varanasi nach Kathmandu. In Kathmandu angekommen brach der Krieg aus zwischen Indien und Pakistan und die Waga Border wurde geschlossen. Nach vier Monaten war ich in der Lage meinen VW auf dem Schwarzmarkt in Kathmandu zu verkaufen. Damals gab es noch keine Hippies. Wir nannten uns ‘Tramps’ und versuchten, wenn immer möglich Arbeit zu finden. Ich fand Arbeit im Hotel Annapurna und erstellte in diesem damals besten Hotels die erste Bilanz – auf RUF-Buchhaltungssystem! 

1968 heiratete ich in Torquay und wir fuhren als Hochzeitsreise mit dem VW nach Kabul. Während sechs Jahren arbeitete ich in Kabul und nur weil die Kommunisten das Land übernahen, kehrten wir zurück in die Schweiz. Von 1972 bis Ende 1974 war ich Schweiz. Honorarkonsul und somit zuständig für Schweizer inkl. Schweizer Hippies. Unsere Firma ASTCO war für viele der Briefkasten in Afghanistan und ich hatte täglich mit Hippies/Touristen zu tun. Kein Geld – krank – Pass verloren – Todesfall – Probleme mit der Polizei usw. Bis zu 30 Prozent meiner Arbeitszeit musste ich vielmals für die Konsul Arbeit aufbringen – das alles ohne Entschädigung vom Bund! Aber es war eine tolle Zeit – wir waren jung – zwei unserer Kinder sind in Kabul geboren. Ich leitete von 1972 bis zur Heimreise das grösste europäische Handelsunternehmen in Afghanistan dazu gehörte eine Schuhfabrik, zwei Gerbereien und ein Darmbetrieb (Saitenhandel). Schade, dass Afghanistan nicht mehr frei ist. Es war ein tolles Land mit grosser Zukunft.»