Der Geflechtmaschineneinrichter – Ein neuer Beruf

von Fabian Furter, Co-Projektleiter und Autor

 

Die Aargauische Hutgeflechtindustrie war rund um Wohlen bis in die 1970er-Jahre eine zentrale wirtschaftliche Taktgeberin. Etwa 3000 Frauen und Männer fanden in deren Hochblüte in den Fabriken der «Strohindustrie» ein bescheidenes Auskommen. Die Firmen waren im «Verband Aargauischer Hutgeflechtfabrikanten» zusammengeschlossen. Dieser Verband initiierte in den 1950er-Jahren eine neue Berufslehre zum Geflechtmaschineneinrichter. Von Willi Bächer aus Wohlen, der diese Lehre absolvierte, haben wir eine Werbebroschüre für diesen «Beruf mit Zukunft» erhalten. Darin ist u.a. zu lesen: «Die aargauischen Hutgeflechtfabrikanten heissen strebsame Jünglinge, die sich für den Beruf des Geflechtmaschineneinrichters interessieren, herzlich willkommen». Mädchen als potenzielle Lehrfrauen werden in der Broschüre nicht angesprochen. Der Geflechtmaschineneinrichter war ein klassischer Männerberuf, obwohl in den Fabriksälen oft mehr Frauen als Männer arbeiteten.

 

Im Archiv des Strohmuseum im Park sind Dias über den Geflechtmaschineneinrichter zum Vorschein gekommen. Im Rahmen von ZEITGESCHICHTE AARGAU wurden die Bilder digitalisiert. Sie stammen aus den Jahren 1958 und 1959 und wurden in der Firma Georges Meyer AG in Wohlen gemacht. Die Georges Meyer AG war zusammen mit der Jacob Isler AG die Brancheleaderin. Die seltenen Fotos geben einen Einblick in eine Industrie, die Wohlen im 19. Jahrhundert gross gemacht hatte und die in den 1970er-Jahren einen schmerzlichen Niedergang erlitt.

 

Die Geschichte der Freiämter Hutgeflechtindustrie wird anschaulich und lebensnah im Strohmuseum im Park in Wohlen erzählt. Zu hören sind da auch Erinnerungen von Willi Bächer, dem ehemaligen Geflechtmaschineneinrichter.

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Broschüre «Der Geflechtmaschineneinrichter» um 1960
Der Geflechtmaschineneinrichter.pdf
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